Pendler-Erfahrungen: Michael Kneuer

„Radfahren entspannt und baut Stress ab“ - Michael Kneuer tauschte vor sechs Jahren sein Auto gegen zwei Velos ein

Michael Kneuer © Gemeinde Nottuln

Pendlererfahrung: Michael Kneuer

Der Münsteraner Michael Kneuer ist das, was ein eingefleischter Fahrradfahrer ist. Bei Wind und Wetter ist er mit seinem Rad unterwegs – sowohl beruflich als auch in seiner Freizeit. Bei ihm ging die Liebe zum Rad  und zur Umwelt sogar soweit, dass er 2015 sein Auto verkaufte und den Erlös in zwei Fahrräder steckte. Seitdem hat Michael Kneuer ein S-Pedelec und ein Cyclecross-Bike. „Das Pedelec nutze ich von Anfang Oktober bis Ende April und ab Mai bis etwa Ende September fahre ich mit dem Cylclecross“, erklärt Kneuer, der fünf Jahre lang fast jeden Tag per Rad von Münster zur Arbeit nach Nottuln fuhr. Außer im Urlaub. Mittlerweile arbeitet er bei der Stadt Münster: „Diese Strecke fahre ich auch ausschließlich mit dem Rad“, sagt Kneuer und das sind immerhin 20 Kilometer, die er zurücklegt. Jeden Tag.

Der Diplom-Ingenieur fährt bei jeder Witterung: Im Sonnenschein genauso wie bei Regen oder wenn es schneit. So wie er das auch bereits während seiner Zeit bei den Gemeindewerken Nottuln getan hat. Insgesamt fast 45 000 Kilometer sind dabei zusammengekommen. Eine Ausrede, um bei schlechtem Wetter mit dem Auto fahren zu können, hatte er nicht: „Ich habe ja keines mehr. Das Auto für den Weg zur Arbeit habe ich seinerzeit ganz bewusst verkauft, da ich mehr für die Umwelt und für meine Gesundheit tun wollte. Außerdem wollte ich für meine Kinder ein gutes Vorbild sein.“  Der öffentliche Personennahverkehr indes war keine Alternative: „Er ist nicht attraktiv genug.“ Stattdessen radelte er jahrein jahraus über die Weseler Straße von Mecklenbeck nach Albachten und von dort aus über die Bundesstraße nach Bösensell und Appelhülsen durch die Bauerschaften bis nach Nottuln. Das sind rund 20 Kilometer pro Weg.

Es war letztlich das E-Bike, was ihm den Umstieg aufs Rad erleichtert hatte: „Als Dauerpendler kam dabei für mich nur ein S-Pedelec in Frage. Ich warte noch auf die Marktreife von wasserstoffbetriebenen Pedelecs“, sagt Kneuer, der für kürzere Strecken immer ein normales Fahrrad empfiehlt. Die Vorteile des Fahrradfahrens liegen für ihn klar auf der Hand: „Es ist klimaschonender, gesünder, nachhaltiger und spart Platz.“ Nachteilig hingegen seien die „mittlerweile exorbitanten Preise, die zum Teil für Pedelecs verlangt werden. Aus Erfahrung weiß ich, dass die Batterien und Motoren große Kostenfaktoren bei einer Reparatur sind“: Den ersten Motor musste Michael Kneuer bereits nach 15 000 Kilometern tauschen lassen. Fahrradfahren ist ohne Zweifel gut für die Gesundheit und fürs Klima – aber wie ist es eigentlich um den Zustand der Radwege bestellt?
Der könnte durchaus besser sein, ist Kneuers Fazit. Er wünscht sich eine Abtrennung von der Fahrbahn für Autos: „Ich halte das für sinnvoll und an vielen Stelle ist das bereits umgesetzt worden. Aber dies ist unter anderem aus Platzgründen für die Verkehrsplaner nicht immer einfach.“ Auch sei die Räumung der Radwege im Winter für die Ein- und Auspendler ein „echter Zugewinn“. „Teilweise wurden die Radwege zugeschoben“, erinnert sich Kneuer an den starken Wintereinbruch im Februar dieses Jahres und das mache das Radfahren nicht gerade angenehm.

Der Radfahrer Michael Kneuer begrüßt den Ausbau der Velorouten im Münsterland: „Das ist eine gute Idee, um Pendler aus dem Umland zum Umstieg auf das Fahrrad zu bewegen und die Strecken attraktiver zu machen.“
Und auch die Arbeitgeber können Einiges dafür tun, um ihre Mitarbeitenden das Radfahren schmackhaft zu machen: „ Es wäre schön, wenn sie aktiv auf die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zugehen, um ihnen Unterstützungs- oder Fördermöglichkeiten aufzuzeigen,“ sagt Kneuer, dem es mittlerweile gelungen ist, seine ganze Familie für das Radfahren zu begeistern: „Der Funke ist übergesprungen“, lacht er.

Ein vernünftiges Fahrrad, das auf die Bedürfnisse seiner Besitzerin oder seines Besitzers zugeschnitten ist, ist das Eine. Das Andere ist eine gute und zweckmäßige Ausstattung. Und dazu gehören – wenn man nicht nur bei schönem Wetter unterwegs ist – Regen- und Funktionskleidung genauso wie eine Warnweste, wasserdichte Packtaschen und gute Schuhe mit Regen -und Kälteschutz. „Dass die Räder mit entsprechender Front- und Rückbeleuchtung ausgestattet sein sollten, was vor allem im Winter wichtig ist, versteht sich von selbst“, so der Familienvater. Wie wertvoll diese Sicherheitsmaßnahmen sein können, weiß er aus eigener Erfahrung. Vier Unfälle erlitt er in diesen fünf Jahren: „Die waren, bis auf einen, auf überfrierende Nässe im Herbst/ Winter zurückzuführen. In dem anderen Fall war leider ein Autofahrer nicht ganz aufmerksam. Es gab zum Glück nur einen Sachschaden und ein paar Prellungen“, berichtet Kneuer, der sich bei einem selbstverschuldetem Sturz allerdings einmal doch das Handgelenk gebrochen hatte.
Ansonsten aber überwiegen ganz klar die schönen Momente beim Radfahren: „Zum Beispiel im Sommer dabei den Sonnenaufgang beobachten zu können“, gerät Michael Kneuer geradezu ins Schwärmen und fügt hinzu: „Fahrradfahren entspannt und baut ganz wunderbar den Stress ab.“