Pendler-Erfahrungen auf der Veloroute - Reinhard Hopp
Den Arbeitsalltag einfach wegstrampeln
Von Altenberge fährt Reinhard Hopp jeden Tag bis zum Albersloher Weg in Münster. 18 Kilometer misst seine Strecke von der Haustür bis zur Bürotür, und die fährt er seit zehn Jahren mit dem S-Pedelec in 35 bis 40 Minuten. Im Jahr kommt er damit auf bis zu 7000 Kilometer. Er fährt dort her, wo die wenigsten Ampeln sind: die alte B 54 entlang, über den Horstmarer Landweg bis zum Orléansring/Ecke Hüfferstraße, dann weiter am Aasee, um schließlich südlich der Innenstadt in Richtung Hafen zu queren.
Er hat in den zehn Jahren mit elektronischer Unterstützung, aber auch in den Jahren zuvor mit dem normalen Rad, schon alles erlebt im Straßenverkehr. Hat selbst einen heftigen Unfall gehabt, ist von Autofahrern beschimpft und geschnitten worden, auch weil sie mit den schnelleren Rädern einfach nicht rechnen. „Gerade im Berufsverkehr fordert Radfahren volle Konzentration. Sobald ich in die Innenstadt von Münster fahre, brauche ich ein Rundum-Radar und schalte alle Sinne scharf. Sonst kann es gefährlich werden“, sagt er. Gerade was die Sicherheit der Radler angeht, hofft der Altenberger auf deutliche Verbesserungen, wenn die Velorouten erst fertiggestellt sind.
Die ersten zehn Kilometer freie Strecke entlang bis Nienberge kann er dagegen genießen. „Da kann ich richtig ballern“, schwärmt Hopp, denn ein S-Pedelec darf bis zu 45 Kilometern pro Stunde fahren – mit Nummernschild. „Das ist immer eine Freude. Ich sehe den schönen Sonnenaufgang, den Nebel in den Feldern, die ganze Natur. Manchmal fahre ich auch einfach nur wie im Autopilot und bin im Kopf ganz woanders.“ An der Stadtgrenze bremst er runter: „Ich bin da eher langsam unterwegs. Vor der nächsten Ampel stehe ich ja eh wieder.“
Nervt das nicht, wenn man das schöne Rad nicht in voller Geschwindigkeit ausfahren darf und den Autoverkehr als Bedrohung erleben muss? Da lacht Reinhard Hopp, denn die Vorteile überwiegen ganz offensichtlich – die vernunftgeprägten und die emotionalen. Er sitzt im Job tagsüber am Schreibtisch, und da braucht er die Bewegung, auch die zügige, die er in seinen Alltag integrieren kann. „Ich habe ein viel besseres Körpergefühl. Ich liebe die Bewegung und die frische Luft. Unterwegs kann ich Dinge gut verarbeiten, so manches strample ich einfach weg.“ Wenn er ein paar Tage mal nicht fahre, weil das Wetter einfach zu schlecht ist und er bei Regen als Brillenträger dann kaum noch etwas sieht, dann fehle ihm die Bewegung sehr.
Was Hopp sich allerdings außerorts wünscht, sind breitere Radwege, damit dort auch bei höheren Geschwindigkeiten sichere Begegnungen und Überholvorgänge gewährleistet sind. Er wünscht sich, dass die Radwege auch außerhalb regelmäßig gereinigt werden, von herbstlichen Blättern wie auch von Lehmklumpen von Treckerreifen. Außerdem stabilere und sicherere Abstellmöglichkeiten für hochwertige Fahrräder und mehr Wertschätzung für die Radler. Denn wenn jemand sich täglich aufs Rad schwinge, sei das angesichts der Verkehrsbelastungen nicht nur ein persönliches Thema, sondern eines von gesellschaftlicher Relevanz: „Ich verkleinere den Pendlerstau, und ich falle der Krankenkasse weniger zur Last, weil ich mich gesünder verhalte. Solche Dinge sollten deutlich mehr anerkannt werden, finde ich.“