Pendler-Erfahrungen: Marius Brünen

Marius Brünen auf dem Fahrrad vor einem Haus © Familie Brünen

Marius radelt täglich 38 Kilometer zur Schule.

Die Zeiten, in der die Schule zu Fuß erreichbar war, gingen viel zu schnell vorbei. Die Linienbusse von Altenberge nach Münster nutzt Marius Brünen (15 Jahre) schon seit mehr als 4 Jahren, als er von der Grundschule zur Gesamtschule Münster-Mitte gewechselt ist. Eine tägliche und vor allem anstrengende Routine, bis Corona im Sommer 2020 alles veränderte – und gleichzeitig neue Wege eröffnete …

Fragt man Marius nach seinen Erfahrungen mit dem Busfahren, ist die Antwort ernüchternd: „Die täglichen Fahrten mit der R73 waren für mich immer die unbequemsten Zeiten am Tag“, berichtet der Schüler. „Erst im Gedränge an den Haltestellen auf den verspäteten Bus warten, dann rein in den übervollen Bus, oft ohne Sitzplatz und dafür mit schlechter Luft. Nachmittags war es noch schlimmer – entweder ich bin nur mit Glück in den Bus hineingekommen oder musste auf den nächsten Bus warten.“

Die Corona-Pandemie brachte im Schulalltag so einiges durcheinander. Nach den Sommerferien startete der Unterricht unter strengen Hygieneauflagen, die für Schulflure, Pausenhof und Klassenzimmer gut funktionierten – aber für den Schülertransport? Marius erzählt: „Ich fühlte mich im Bus wie in einer verkehrten Welt. Es gab zwar Hinweisschilder, mindestens 1,5 m Abstand zu halten und Maske zu tragen. Aber da keine zusätzlichen Busse eingesetzt wurden, war es einfach viel zu voll“.

Marius und ein Schulfreund haben sich selbst eine Lösung gesucht. Ihr alternativer Schulweg bestand zunächst aus der Kombination Fahrrad und Bus. „Wir sind drei Kilometer zum Park & Ride-Parkplatz an der B54 in Altenberge geradelt, um dort in den Schnellbus zu steigen. Da wir eine extra frühe Verbindung genommen haben, war es nicht übermäßig voll“.

Dann aber wurden die Räder der beiden Schüler an der Haltestelle gestohlen – und wieder musste eine neue Lösung her. Und erstmal ein neues Rad. „Mit Versicherungszahlung, Erspartem und einem Weihnachtsvorschuss von meinen Eltern konnte ich ein gebrauchtes e-Mountain-Bike kaufen. Übrigens lässt es sich dank unserer PV-Anlage auch mit Sonnenstrom vom eigenen Dach aufladen“, erzählt er. Mit der E-Unterstützung radelt Marius nun schon seit Oktober an den Schultagen nach Münster. Und er ist froh, weil er sich seinem Freund, der schon einige Jahre mit dem Rad zur Schule fährt, ab Nienberge anschließen kann.  „Wir fahren eigentlich immer - nur bei sehr viel Regen lassen wir die Räder stehen“.

Stolze 38 Kilometer sind insgesamt auf Hin- und Rückweg zu absolvieren. 50 Minuten muss Marius pro Tour in die Pedale treten. Beklagen möchte er sich trotzdem nicht. Im Gegenteil: Seine Bilanz fällt rundum positiv aus. „Wir reduzieren unser Covid-19 Ansteckungsrisiko und treiben gleichzeitig Sport an der frischen Luft. Wir kommen morgens fit in der Schule an, können uns auf dem Heimweg abreagieren und entlasten - zumindest ein wenig - die Umwelt.“

Und der Bus-/Radvergleich mit seiner Schwester, die noch mit der R73 fährt? „Gefühlt schneide ich besser ab“, sagt Marius mit einem Augenzwinkern. „Morgens fahre ich nur ca. 15 Minuten früher los. Und nachmittags sind wir in etwa zur gleichen Zeit wieder zu Hause, weil meine Schwester meist erst noch auf einen Bus warten muss“.