Was verbirgt sich hinter der Veloroutenkonzeption der Stadtregion?
Ein Netz für alle Alltagswege
Das Veloroutennetz mit seinen Zubringern und Tangenten soll die Menschen im Alltagsraum Stadtregion aufs Rad bringen.
14 Velorouten sind eigentlich ein recht übersichtliches Gerüst – zumindest im Vergleich zum Gesamtkonzept dahinter, das die Räte der zwölf Kommunen der Stadtregion Münster schon 2016 beschlossen haben. Vielleicht sind sie aber auch einfach neben der Promenade in Münster ein rund 218 km umfassendes Netz der stadtregionalen Arterien, die den Alltagsverkehr der rund 500.000 Menschen aus und zwischen den Ortsteilen in der Stadtregion aufnehmen, bündeln und pulsieren lassen sollen. Dabei scheren sie sich nicht um die kommunalen Grenzen und Kreisgrenzen.
Der Sinn der Velorouten erschließt sich erst richtig durch die dichten kommunalen Netze der Zubringer und Tangenten, die den Radfahrern in allen Ortsteilen attraktive Verbindungen in alle wesentlichen Richtungen bieten. Die Velorouten in Verbindung mit den kommunalen Zubringer- und Tangentennetzen (Hauptnetz) tragen der Entwicklung Rechnung, dass immer mehr Menschen zwischen dem Zentrum Münsters, seinen Außenstadtteilen und den Umlandgemeinden in Bewegung sind, weil sie dort wohnen, arbeiten, lernen und leben.
Die Wegeführungen des Hauptnetzes orientieren sich an vorhandenen Strukturen: Wo wohnen die Menschen? Wo entwickeln sich neue Wohngebiete? Wo gibt es schon Radwege, und welche Verbindungen werden im Alltag häufig genutzt? Das ist eine ressourcenschonende Herangehensweise. Sie zielt darauf, dass es bald ein solides Radwegenetz gibt, ohne dass allzu viele und langwierige Planungsprozesse nötig sind und die Kommunen finanziell überfordert werden.
[Film Drohnenflug folgt]
Die radial auf Münster zulaufenden Velorouten bedürfen als so genannte Radvorrangrouten im Ausbau eines herausgehobenen Standards. Die Querverbindungen und Zubringer müssen wenigstens den so genannten ERA-Standard (Empfehlungen für Radverkehrsanlagen) erfüllen, was gegenwärtig das einzige allgemein verbindliche Regelwerk in Deutschland für den Radwegebau ist.
Außer dem ganz praktischen Nutzen für die Radfahrer verändert das Veloroutenkonzept aber auch an der Logik der interkommunalen Zusammenarbeit eine ganze Menge: Die Stadtregion wird zur Vorreiterin, denn hier begreifen die verschiedenen Baulastträger, nämlich Kommunen, Kreise und der Landesbetrieb Straßen NRW, den Ausbau des Radwegenetzes als gemeinsames Projekt. Was zukünftig noch weitere Entwicklungen ermöglichen kann, wenn nämlich zum Beispiel Wohngebiete nicht im gewohnten Kirchturmdenken, sondern gemeinsam entwickelt werden. Dies sind noch sehr zarte Pflanzen, doch sie werden Wohnen und Mobilität in der Stadtregion weiter verzahnen und den Pendlern einigen Stress ersparen.